Eine Debatte über Gesundheit und Wohlbefinden lässt sich nicht führen, ohne über mentale Gesundheit zu sprechen. In Deutschland hat mehr als jeder vierte erwachsene Mensch mentale Probleme. Das sind fast 18 Millionen Menschen.
Bei der mentalen oder geistigen Gesundheit geht es jedoch nicht nur darum, ob jemand psychisch krank ist oder nicht. Unser Wohlbefinden wird von allen Aspekten des Lebens beeinflusst und das wirkt sich wiederum darauf aus, wie wir unser Privatleben, den Beruf und die Zeit mit unseren Lieben wahrnehmen. Heutzutage ist das Gespräch wichtiger denn je. Laut Studien von BetterUp sind mehr als 55 Prozent der Arbeitnehmer nicht psychisch krank, aber sie können sich auch nicht entfalten.
Auch wenn die Pandemie die körperliche Gesundheit in noch nie dagewesener Weise in den Mittelpunkt gerückt hat, sollten andere wichtige Komponenten des Wohlbefindens nicht außer Acht gelassen werden. Das Thema mentale Gesundheit war noch nie so präsent, weit verbreitet und wichtig wie heute.
In diesem Artikel erfahren Sie, was ein Bewusstsein für mentale Gesundheit bedeutet und wie sich das auf Ihr Privat- und Berufsleben auswirkt.
Was versteht man unter einem Bewusstsein für mentale Gesundheit?
Was bedeutet also „Bewusstsein für mentale Gesundheit“ und wie kann man es fördern?
Aufgrund falscher Vorstellungen über mentale Gesundheit und mentale Fitness leiden die Menschen oft im Stillen und ihr Zustand bleibt unbehandelt. Die Sensibilisierung für mentale Gesundheit ist ein wichtiges soziales Anliegen, das das Verständnis und auch den Zugang zur Gesundheitsversorgung verbessern soll.
Wie kann ein Bewusstsein für mentale Gesundheit helfen?
Die Sensibilisierung für mentale Gesundheit ist entscheidend für die Förderung der Behandlung mentaler Erkrankungen und für gesunde Verhaltensweisen. Eine notwendige und grundlegende Debatte hierüber, führt zu einem proaktiven Modell mentaler Gesundheitsfürsorge.
Derzeit laden wir unsere Akkus erst auf, wenn sie leer sind. Die Entwicklung eines tiefergehenden Bewusstseins kann uns jedoch dabei helfen, die Anzeichen und Symptome frühzeitig zu erkennen, wenn wir uns nicht gut fühlen – genau wie bei körperlichen Krankheiten.
Zu den vier wichtigen Vorteile eines Bewusstseins für mentale Gesundheit zählen:
1. Es hilft Ihnen, Ihre Symptome zu verstehen
Manchmal liegt in der Diagnose ein Zauber. Zwar ist der Begriff negativ konnotiert, jedoch ist er schlichtweg eine Kurzfassung für eine Reihe von Symptomen, die zusammen auftreten.
Vor allem bei psychischen Erkrankungen, die in einer Untersuchung nur schwer – und manchmal gar nicht – festgestellt werden können, kann eine Diagnose eine hilfreiche Bestätigung sein. Sie kann dazu beitragen, dass sich die Betroffenen weniger allein fühlen und die Suche nach einer Behandlung erleichtern. Achten Sie auf Ihre Symptome. So könnten Sie beispielsweise das Gefühl haben, dass Ihre mentale Gesundheit durch die Nutzung sozialer Medien beeinträchtigt wird.
2. Ein neuer Gesprächsimpuls
Das Bewusstsein für mentale Gesundheit ist ein allgegenwärtiges Thema, jedoch wurde bis vor kurzem nur hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen. Da aber vielen Stimmungsschwankungen und Angststörungen ein verzerrtes Denken zugrunde liegt, kann ein Gespräch darüber tatsächlich eine therapeutische Wirkung haben.
Der Aufbau eines hilfreichen Netzwerkes und das Gespräch mit einer zertifizierten psychiatrischen Fachkraft sind entscheidend für die Linderung der Symptome vieler psychischer Erkrankungen.
Leider hat die Stigmatisierung des Themas Schweigen zur Folge. Das macht es auch so schwierig, an Orten, wie beispielsweise dem Arbeitsplatz, die durch eine psychische Diagnose belastet werden könnten, um Unterstützung zu bitten.
3. Verbesserung des Informationsangebots
Es ist wichtig, dass Pflegekräfte, Arbeitgeber, Eltern, Familienmitglieder und Angehörige verstehen, welche Auswirkungen die mentale Gesundheit auf das tägliche Leben hat. Auch wenn psychische Erkrankungen den Alltag erschweren können, sollten Sie diese nicht daran hindern, ein erfülltes und engagiertes Leben zu führen.
Wenn die Menschen in Ihrem Leben das Thema mentale Gesundheit verstehen und ihr einen hohen Stellenwert einräumen, fällt es Ihnen leichter, notwendige Maßnahmen zu ergreifen, um für sich selbst zu sorgen und sich zu entfalten.
- Förderung der mentalen Fitness
Häufig tappen wir in die Falle, mentale Gesundheit nur im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen zu sehen. Menschen können jedoch an einer psychischen Störung leiden und trotzdem mental fit sein, und umgekehrt bedeutet das Nichtvorhandensein einer psychischen Erkrankung nicht unbedingt mentale Fitness.
Die Erweiterung unseres Wissens auf dem Gebiet der mentalen Gesundheit und des Wohlbefindens ist ein proaktiver Ansatz zum Erlangen emotionaler Gesundheit, Wohlergehen und kognitiver Flexibilität. Sie ermöglicht es uns, das Leben mit mehr Sinnhaftigkeit, Klarheit und Leidenschaft zu füllen. Der Abbau der Stigmatisierung von mentaler Gesundheit ist ein wichtiger Schritt zur Förderung der mentalen Fitness.
Drei Tipps zur Förderung des Bewusstseins für mentale Gesundheit
Wie kann jeder einzelne Mensch, insbesondere ein Nicht-Mediziner, etwas zur Förderung des Bewusstseins für mentale Gesundheit beitragen? Wichtig ist, zu lernen, offen über mentale Gesundheit zu sprechen und sich darüber auszutauschen.
Wenn wir über mentale Gesundheit und mentale Fitness schweigen, lassen wir zu, dass sich die Stigmatisierung fortsetzt. Dieses Schweigen erschwert es den Menschen, ihrem eigenen mentalen Wohlergehen Priorität einzuräumen.
Nachfolgend finden Sie einige Ideen zur Förderung des Bewusstseins für mentale Gesundheit in Ihrem Umfeld.
Seien Sie ehrlich zu sich selbst
Wie oft kommt es vor, dass sich jemand einen Tag lang Zeit für seine mentale Gesundheit nimmt? Und wie oft erleben Sie, dass darüber offen gesprochen wird? Viele von uns haben das Gefühl, dass unsere körperliche Unversehrtheit wichtiger ist, als unser geistiges Wohlergehen.
Wir nehmen uns einen Tag frei, wenn wir krank sind, aber nicht, wenn wir uns emotional ausgelaugt oder erschöpft fühlen. Wenn Sie das nächste Mal eine Auszeit nehmen, sagen Sie Ihrem Team offen und ehrlich, dass Sie sich Zeit für Ihr mentales Wohlbefinden nehmen.
Wenn Sie sich selbst für Ihre mentale Gesundheit einsetzen, geben Sie anderen die Möglichkeit, das Gleiche zu tun. Sie werden sie wahrscheinlich dazu inspirieren, dies nachzuahmen.
Erfahren Sie mehr über mentale Gesundheit
Nehmen Sie sich die Zeit, um sich über mentale Gesundheit und mentale Fitness zu informieren. Lernen Sie außerdem, zwischen den beiden Begriffen zu unterscheiden. Eignen Sie sich mehr Wissen über häufige mentale Erkrankungen sowie Anzeichen von Burnout an und erfahren Sie so, wie Sie sich um sich selbst kümmern können, wenn erste Symptomen auftreten.
Es kann helfen, auf die eigenen Warnzeichen zu achten, um zu wissen, wann man getriggert wird oder Überforderung einsetzt. Wenn Sie Wissensressourcen finden, die für andere von Nutzen sein könnten, teilen Sie sie mit Ihren Mitmenschen.
Sprechen Sie mit einem Coach
Was mir an der Arbeit bei BetterUp besonders gefällt, ist die Tatsache, dass hier jeder Mensch einen Coach an seiner Seite hat. Ganz gleich, ob ich mit Vorgesetzten, Kollegen, jemandem aus einer anderen Abteilung oder einer Führungskraft spreche: Es ist üblich, dass wir uns über Erlebnisse oder Erkenntnisse aus unseren Coaching-Sitzungen austauschen.
Bei BetterUp leben wir tatsächlich eine Kultur der persönlichen Entwicklung und mentalen Fitness. So ist es ganz selbstverständlich, sich Zeit für Inner Work®, die innere Arbeit, zu nehmen, die unsere Arbeit nach außen hin nachhaltiger und erfolgreicher macht.
Warum ist das Bewusstsein für mentale Gesundheit so wichtig?
Mentale Gesundheit ist nicht nur ein Thema für Menschen, die an psychischen Störungen leiden. Sie wirkt sich auf unser soziales, emotionales, körperliches und kognitives Wohlbefinden aus.
Leider erhalten viele Menschen aufgrund der Stigmatisierung mentaler Gesundheit oft nicht die Behandlung, die sie benötigen. Manche wissen nicht einmal, dass es Behandlungsmöglichkeiten gibt. Wenn diese Menschen im Stillen leiden, fühlen sie sich einsam und entmündigt. Wir verzichten damit auf ihre brillanten Leistungen.
Im Jahr 2019 hatte Deutschland die vierthöchste Suizidrate unter den G7-Staaten, nämlich 12,3 je 100.000 Menschen. Jede Selbsttötung ist eine Tragödie. Der Tod durch Suizid ist zudem mit hohen Kosten verbunden. Es ist jedoch nicht nur ein finanzieller Verlust, sondern vor allem auch verheerend für die Hinterbliebenen der verstorbenen Person.
Wir können nie ganz sicher sein, wie sich unser Handeln auf andere Menschen auswirkt, wenn aber eine höhere Sensibilisierung Leben retten kann, ist sie ein wirklich lohnendes Unterfangen.
Weitere Ressourcen für mentale Gesundheit
Sie sind nicht allein. Organisationen und Ressourcen sind dazu da (und warten darauf), um zu helfen. Lassen Sie sich von den unten aufgeführten Anbietern psychologischer Dienstleistungen unterstützen – oder leiten Sie sie an einen Angehörigen weiter, der vielleicht Probleme hat.
- Hier erreichen Sie die deutsche Suizid-Hotline: 0800-1810771
- Nutzen Sie die Telefonseelsorge Deutschland: 0800-1110 111 oder 0800-1110 222
- Rufen Sie die International Helpline Berlin an: 030-44 01 06 07
Sie können auch Selbsthilfegruppen ausfindig machen, die Ihnen den Kontakt zu anderen Menschen in ähnlicher Situation ermöglichen. Einige Selbsthilfegruppen sind beispielsweise auf bestimmte Krankheiten wie Schizophrenie, Angstzustände, Depressionen und Drogenmissbrauch spezialisiert.
Wenden Sie sich wie immer an Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder an eine Fachkraft für psychische Erkrankungen. Es ist wichtig, dass Sie Ihre medizinischen Ansprechpartner darüber informieren, wie Sie sich fühlen. Ihr allgemeiner Gesundheitszustand und Ihr Wohlbefinden sind von entscheidender Bedeutung.